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Das »Quartett Zene ft. Robert Varady« sorgt für begeisterte Zuhörer in der ehemaligen Synagoge in Lich
Lich . Dieser Sommer hat zweifellos kulturelle Höhepunkte, und einer war am Freitag in der ehemaligen Bezalel-Synagoge zu erleben. Der Kulturförderverein »künstLich« veranstaltete ein Konzert mit dem Licher Violinisten Robert Varady. Dieser hatte »Quartett Zene« aus Budapest eingeladen mit Zymbal, Klarinette, Bratsche und Bass. Varady moderierte und krönte das Ganze mit einem fabelhaften Auftritt als Sologeiger. Das Publikum war nach kurzer Zeit ganz aus dem Häuschen.
Gyula Varadi, Klarinette, Karoly Vadasz, Zymbal, Laszlo Onody, Bratsche und Lajos Loso, Bass, sind ein erfahrenes, vollkommen aufeinander eingespieltes professionelles Ensemble, das in Ungarn wohlbekannt ist und nun in Lich nach einer einwöchigen Italientournee auftrat. Robert Varady ist Geigenlehrer an der Musikschule und schon länger Licher Bürger.
Man habe ein Programm aus klassischen und traditionellen ungarischen Melodien zusammengestellt, sagte Varady. Los ging es mit einem Evergreen der Klassik, der Ouvertüre zu Jaques Offenbachs »Orpheus in der Unterwelt«. Man ging es sehr flott und fröhlich an, mit einem stimmungsvollen Solo Varadys: schön zackig. Eine ungarische Weise folgte, »Emlékezés Biharira«. Hier folgte auf einen lebhaften Start ein gefühlvolles Schwingen mit temperamentvollen Weisen. Überhaupt kam »das Ungarische« an diesem Abend satt zur Geltung.
Das lag allein schon an dem leicht exotisch klingenden Zymbal, einem mit Klöppeln gespielten Hackbratt (vier Oktaven, chromatisch gestimmt), das eine große klangliche Vielfalt bietet, in der Elemente von Harfe, Klavier, und Zither enthalten sein können. Karoly Vadasz agierte einerseits mit großer Gelassenheit in den Genres, und zugleich mit hingebungsvoller inhaltlicher Konzentration, wenn er das eindrucksvolle Volumen seines Instruments einsetzte oder aber ganz gefühlvoll an der Hörgrenze agierte.
Ebenso gefühlvoll und technisch brillant musizierte Klarinettist Gyula Varadi. Er fügte mit spielerischer Grazie derart ästhetische Aspekte hinzu, dass man staunen konnte und glänzte mit vollendetem Zusammenspiel; mühelos.
Überhaupt Zusammenspiel: das Quartett hing wie ein Mann an Varadys Aktionen, der Takt, Tempo und Einsätze markierte, man erlebte ein vollendetes, stets werkdienliches Zusammenwirken, wobei eine gemeinsame Leidenschaft unüberhörbar und auch offensichtlich war. Brahms‹ »Ungarischer Tanz« durfte nicht fehlen, und John Williams‹ »Schindlers Liste« setzte mit formvollendeter Eleganz einen melancholischen Akzent. Nicht nur hier zeigte sich, dass mit dem Zybal ein brauchbarer Klaviererstz gefunden war, der zugleich seinen eigenen Charakter wahrte.
Robert Varady leitete den Abend mit Verve und großem Sachverstand. Musikalisch kein dekorativ spekulatives agieren, sondern verbindliche Inhaltlichkeit, famose Technik und Transparenz.
Als ergänzende Virtuosen agierten Lajos Loso, Bass und Laszlo Onody, Bratsche. Sie ergänzten absolut präzise und ebenso sensibel das Geschehen, ebenso gut gelaunt wie ihre Kollegen. »Zene« erwiesen sich als allen Tricks gewachsen. Ob das nun ein überschallschneller Lauf durch ein paar ungarische Klassiker war, ein flottes Reingleiten in einen Volkstanz-Groove oder die hingebungsvollen Soli Varadys (er lief zur Großform auf), hier blieb alles fest zusammen und einem klaren musikalischen Ziel unterworfen - famos.
Erfreulich war die durchgehende Transparenz. Selbst Aram Chatschaturjans Säbeltanz, ein Gassenhauer und Repertoirestück, kam ohne jegliche Hudelei zu Gehör.
Im zweiten Teil ging es deutlich fetziger zu: blutvolle Klarinettensoli mit klezmerischen Elementen, ein mitreißender Radetzky-Marsch, das Publikum strahlte, und dazu zahlreiche Klangwechsel vom kammermusikalischen bis ins ganz große Format. Das Publikum im sehr gut besuchten Hause war schließlich restlos hingerissen: ein Volltreffer.